Früher waren es Dinge wie Firmenwagen, Betriebsrente oder auch Überstundenausbezahlung die ArbeitnehmerInnen anwarben, heute sind es Freiheiten in der Gestaltung der eigenen Arbeitszeit und Umgebung, die neue MitarbeiterInnen werben.
„Work from anywhere“
…ein Satz, der den einen vielleicht anzieht und den anderen wiederum abschreckt, für mich funktioniert er definitiv wie ein Magnet. Im März habe ich mir diesen Satz dann zu Nutze gemacht, nach einer 10-stündigen Anreise, bin ich in Philadelphia gelandet. Mein neuer Wahlarbeitsplatz für die nächsten Tage.
Aber wie bin ich überhaupt auf den Geschmack gekommen? Vor einigen Jahren, in meiner Zeit als Studentin, war das Lernen von überall aus nie eine Frage, für mich war es selbstverständlich auf der ganzen Welt zu jeder Tages- und Nachtzeit Zugriff auf meine wichtigen Tools und Unterlagen zu haben. Das lag aber wahrscheinlich daran, dass ich bereits zu dieser Zeit nach einer Möglichkeit gesucht habe, örtlich ungebunden zu sein, daher wählte ich die Option eines Fernstudiums. Neben unfassbar vielen Vorteilen, die ein Fernstudium bietet, gehören die Selbstorganisation und Disziplin zu den schwierigeren Sachen in einem remote Studium.
Als ich anfing, nebenher noch zu arbeiten, war es wieder deutlich schwerer, einfach seine Sachen zu packen und zu gehen. Homeoffice und remote work waren selten und meist nur in fancy Start Ups Gang und Gäbe.
Als dann plötzliche eine globale Pandemie Büroräume leerfegte, waren es nicht mehr nur hippe SoftwareentwicklerInnen die am Strand von Bali ihren Laptop aufklappen konnten – ganze Unternehmen wurden plötzlich von zuhause aus am Laufen gehalten.
Unternehmen gewährten MitarbeiterInnen Freiheiten, vor denen Sie Jahrzehnte lang Angst hatten. Wie man während der Pandemie dann aber merkte, passierte gar nichts, kein Unternehmen ist in die Kniegegangen, weil plötzlich MitarbeiterInnen Excel Tabellen von zuhause aus formatierten. Hier ist es wichtig zu sagen, dass dies natürlich nicht eins zu eins auf alle Branchen angewendet werden kann. Zudem sind auch hier gewisse Voraussetzungen zu erfüllen, wie beispielsweise ein Laptop, einen weiteren Bildschirm für zuhause, remote Zugang zu allen internen Tools und Netzwerken. Und natürlich Prozesse, die es erlauben, sie von überall zu erledigen.
Nach diesem drastischen Umschwung der Arbeitswelt bleibt nun abzuwarten, was in Zukunft noch auf ArbeitnehmerInnen zu kommen mag. Wie wäre es mit einer vier Tage-Woche? Die Möglichkeiten sind jedenfalls noch nicht ausgeschöpft, um ArbeitnehmerInnen ein noch besseres Gleichgewicht zwischen privaten Aufgaben und einer effizienten Arbeitsumgebung zu ermöglichen.
Ich für meinen Teil genieße diesen doch sehr radikalen Umschwung der Arbeitswelt durch die Pandemie, so konnte ich ohne Probleme wieder einen Job finden, welcher mir die Freiheiten ermöglicht, die ich gewohnt war.
Last but least, was ist nun meine Erfahrung mit „work from anywhere“ in Philadelphia?
Meine Zeit in Philadelphia würde ich auf jeden Fall gerne wiederholen. Trotz einer Zeitverschiebung von sechs Stunden, war es mir möglich, mit meinen KollegInnen und KundInnen die Hälfte der Zeit gemeinsam zu planen und zu arbeiten. Natürlich spielt das Set Up vor Ort eine Rolle. In meinem Fall war es ein volleingerichtetes Homeoffice, somit hatte ich keinerlei Umstellung. Die neue Umgebung hat bei mir dazu geführt, dass ich sehr fokussiert arbeiten konnte, da ich nicht unter meinen alltäglichen Ablenkungen, wie meinem Hund, der immer an meiner Haustür klingelnde Postbote oder auch der Gedanke an Dinge, die alle noch anfallen, sobald ich meinen Arbeitstag beendet habe, litt.
Zum Abschluss bleibt zu sagen, wenn man die Möglichkeit hat, remote zu arbeiten und seine Arbeit mit dem Vergnügen des Reisens zu kombinieren, sollte man das einfach mal wagen! Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht und nochmals einen neuen Blickwinkel auf meine Arbeit gegeben. Grade was die tatsächliche Usability von Projekttools angeht, kann man hier möglicherweise nochmal Pain Punkte identifizieren und verbessern.
In unserem Fall gab es hier nichts zu beanstanden, da all unsere verwendeten Tools Cloud-basiert sind, habe ich jederzeit die Möglichkeit, einen aktuellen Überblick über Aufgaben oder einen Status von Projekten zu erhalten, ohne dass ich in einen direkten Austausch gehen muss.
Für mich war es eine willkommene Auszeit von meinem Alltag, ohne Urlaubstage zu verschwenden und trotzdem an einem anderen Ort zu sein. Für mich steht fest, ich werde diese Freiheit weiter nutzen und vielleicht kommt mein nächster Blogeintrag schon aus einer ganz anderen Zeitzone!