Vom Grafiker und der Liebe zur eigenen Arbeit

von | 31. Mai 2022 | Changemanagement, Kommunikation, News, Unser Unternehmen, Unternehmenskultur

Da war der Kunde – AB Enzymes – und für den galt es eine Changestory zu entwickeln. Changestories sind kleine Geschichten, die den MitarbeiterInnen helfen sollen, die abstrakten Themen innerhalb eines Veränderungsprozesses zu begreifen und sie sichtbar und erlebbar zu machen. Bei unserer Arbeit gehört dazu ein Logo und eben eine kleine Grundgeschichte. Bei 3kubik selbst ist die rahmengebende Geschichte beispielsweise die des Abenteuers Arbeitsalltag, das wir mit unseren KundInnen bestehen. Innerhalb dieser Story haben wir verschiedene Protagonisten (Freds) entwickelt, die dieses Abenteuer begleiten.

Bildwelten entwickeln

In einem Workshop mit ABE haben wir unterschiedliche Bildwelten entwickelt, die den Change im Unternehmen unterstützen könnten. Eine davon war im weitesten Sinne in der Thematik des Fliegens angesiedelt. In Weiterentwicklung dieses ersten Impulses bin ich dann im Bereich der Raumfahrt gelandet. Meine Idee dahinter war, dass die MitarbeiterInnen des besagten Unternehmens bereits Profis auf ihrem Gebiet sind, die jetzt nur noch fliegen lernen müssen – eben wie Astronauten.

Ideen scribbeln

Ich habe also angefangen, ein Team zu scribbeln, damit mein Gegenüber sich vorstellen kann, wie die Projektarbeit aussehen könnte. Mir war es wichtig, dass dieses Change-Team möglichst zeitgenössisch und divers ist. Es gab also einen weiblichen Commander, es gab einen alten Haudegen mit bionischem Bein und es gab z.B. auch einen kleinen Hund.

Captain Future zerstört meine Arbeit

Dann kam es zur ersten Präsentation beim Kunden und die erste Reaktion war – positiv! Die fanden meinen Entwurf klasse. Dann sagte ein Teilnehmer: „Die sehen aus wie bei Captain Future!“. Und damit war eigentlich die ganze Arbeit hin, weil niemand etwas haben will, was es schon gibt. Aus dieser Situation gab es für mich zwei Learnings.

#1 Verlieb Dich nicht in Deine eigene Arbeit

Das betrifft eher den Grafiker selbst und meint, dass, wenn man etwas macht, das immer ein Angebot für den/die KundIn ist. Wenn als jemand meinen Entwurf nicht mag, dann werde ich das nicht ändern können, es sagt aber nichts über die Qualität meiner Arbeit aus.

#2 Die Rückwärtssuche

Das mache ich besonders gerne bei Logos, die ich entwickle. Denn auch hier möchte ich sichergehen, dass niemand etwas bekommt, das es schon gibt. Dazu gehe ich einen Schritt zurück und hinterfrage mich selber, habe ich das schon mal irgendwo gesehen?

Lesson learned

Seit dieser Erfahrung überprüfe ich mich also selber wesentlich deutlicher, woher genau meine Inspirationen kommen. Ich würde überhaupt nicht behauptet, dass man sich 1:1 an der Arbeit anderer bedient, aber es gibt ganz klar ästhetische Inspiration. Da muss man sich dann hinsetzen und sich fragen, ob man zu nah dran ist, es also eine Kopie ist, oder eine Inspiration, die total legitim ist, weil man das Gleiche kommunizieren möchte.
Es ist beispielsweise völlig klar, dass wenn ich ein Logo mit einem Baum mache, dann werde ich einen Baum machen, den ich gesehen habe – wie ich den dann umsetze, ist natürlich meine Arbeit.

Vielfältigkeit für die KundInnen

Um die Vielfältigkeit für die KundInnen in meinen Entwürfen sicherzustellen, beispielsweise, wenn ich Crews entwickle, schaue ich mir Stock-Material an, identifiziere den derzeitigen Standard und schaue, wo wir eine sinnvolle Intervention. Nehmen wir einmal Superhelden-Teams – da sind für gewöhnlich die Boys in der Überzahl. Ich mache dann in meiner Arbeit ein Team mit überwiegend weiblichen Protagonistinnen. Das geht aber nicht immer auf. Wenn du z.B. einen Kunden aus der Baubranche hast, ist es nun mal so, dass auf den Baustellen auf 1000 Mitarbeiter eine Frau kommt – hier wäre es also absolut unauthentisch und nicht zielführend ein reines Frauenteam für den Change zu entwickeln. Man muss eben ganz genau hinschauen, was der/die KundIn individuell braucht und ihm nicht einfach etwas hinstellen, das gerade woke ist.

Der Berater im Grafiker

Zusammengefasst kann ich also sagen, dass meine KundInnen immer nur geprüfte Entwürfe von mir bekommen, von denen ich denke, dass sie ihren Change nach vorne bringen. An diesem Punkt bin ich nicht nur Grafiker, sondern auch Berater. Natürlich stimmt man sich mit den KundInnen ab und geht auf ihr Insiderwissen und ihre Wünsche ein, aber nicht als verlängerter Arm des Kunden, sondern konstruktiv und mir Expertise.