Eine einfache Frage zu Anfang des Beitrags: Wer von Euch arbeitet genau da, wo er gerne arbeiten würde? Und damit sind hier nicht die großartigen Unternehmen gemeint, für die Ihr tätig seid, sondern es geht um den physischen Ort. Der eine mag vielleicht moderne Co-Working Spaces, der andere bevorzugt einen Bully, mit dem er seine Aussicht jederzeit flexibel verändern kann. Wieder andere hängen womöglich an ihren Einzelbüro und der Nächste möchte sein Homeoffice am liebsten gegen eine möglichst chaotische Baustelle eintauschen. Welche Chance hybrides Arbeiten genau für solche Träume bietet und wie man trotzdem Teil eines Teams bleibt, lest ihr in diesem Beitrag.

Hybrides Arbeiten: Chance & Challenge

De facto ist es doch so: Seit Corona arbeiten die Leute schon überall oder haben zumindest gelernt, dass es möglich wäre, fernab des Büros da zu arbeiten, wo sie wollen. So groß die Sorgen um Produktivität im Kontext hybrides Arbeiten zu Anfang waren, so groß ist der Wunsch, auch nach der Coronakrise mehr zu Hause zu arbeiten. Rund 68% der Befragten einer Statista Umfrage aus dem Jahr 2022 halten Homeoffice prinzipiell für möglich. Interessanterweise, deckt sich das gar nicht mit den tatsächlich im HO arbeitenden Menschen .

Warum nicht?

Am Ende des Tages muss auch den ArbeitgeberInnen dieser Wunsch keine Angst machen. Hybrid zum Standard zu machen, bietet Unternehmen eine Vielzahl von Vorteilen. Das Rekrutieren von Fachkräften gestaltet sich mit dem ortsunabhängigen Arbeiten deutlich leichter. Gleichzeit steigern flexible Arbeitsmodelle die Unternehmenskraft sowie die Innovationskraft. Insbesondere aber die Verbesserung der Gender Equality und die Möglichkeit, Menschen mit Behinderungen oder anderen Einschränkungen, die den Weg ins Büro erschweren, einen lebenswerten Arbeitsplatz zu schaffen, ist ein nennenswerter Mehrwert für Unternehmen. Der Umwelt tut hybrides Arbeiten auch gut, denn wir alle wissen längst, dass sich Reisekosten und Emissionsausstöße in diesem Modell deutlich reduzieren lassen.

Ein Traum!

Für Berater wie uns ist Corona und der Ruck, der damit durch traditionelle Arbeitsmodelle gegangen ist, ein Traum. Klingt ein bisschen gemein, macht aber deutlich, dass wir dringend einen Paradigmenwechsel brauchen, der uns aus den alten Strukturen aus der Wirtschaftswunderzeit herausholt und in diese ominöse Zukunft führt, von der immer alle sprechen. Plötzlich zeigen sich das fehlende Vertrauen von Führungskräften („Arbeiten die da zu Hause wirklich?“), die überwiegend informelle Kommunikation in der Teeküche („Hast du schon gehört, dass…?) und die teilweise toxischen Arbeitskulturen („Wieso fragt der mich, wie weit ich bin?“) in all ihrer Härte. Diese Probleme sind nicht erst durch Corona entstanden. Sie waren immer schon da und sind nur durch Workarounds, das Nebeneinandersitzen und eine gewisse stoische Haltung überdeckt worden (manchmal).

War früher wirklich alles besser?

Entgegen der Annahme, neue Arbeitsweisen seien modernes Hexenwerk, ist Hybrides Arbeiten gar nichts Neues. Schaut euch doch mal Baustellenteams oder Feldarbeiter an. Da macht sich niemand Sorgen um die Arbeitszeiten oder die Produktivität. Das liegt daran, dass die Zuständigkeiten klar geregelt sind und die Kommunikation aufgabenbezogen und gradlinig verläuft. Nicht zuletzt liegt es auch daran, dass da das Vertrauen ist, dass die Leute wissen, was sie zu tun haben. Im Büro sind uns diese Komponenten verloren gegangen, weil so viele Bestandteile unserer Arbeit nicht sichtbar sind.

Forschung vs. Realität

McKinsey arbeitete sich neulich durch über 800 Berufsgruppen und fand heraus, dass sich das Potenzial für Fernarbeit auf hochqualifizierte, hochgebildete ArbeitnehmerInnen fokussiert, die sich auf eine Handvoll Branchen, Berufe und Regionen konzentriert. Aha?! Die Arbeit mit unseren KundInnen zeichnet da ein ganz anderes Bild. Nach zwei Jahren Pandemie und überwiegendem Home Office, hatten beispielsweise die MitarbeiterInnen einer kirchlichen Verwaltung die Möglichkeit, Wünsche für ihr zukünftiges Arbeitsmodell einzureichen. Und siehe da: von den 546 Mitarbeitenden stellten 2/3 der Belegschaft einen Antrag auf Homeoffice für mehr als 50% der Arbeitszeit.

Dies führt uns zu dem Schluss: Hybrides Arbeiten ist nicht bloß ein temporärer Trend! Vielmehr ist dieses Arbeitsmodell die Chance, endlich einen Arbeitsplatz zu schaffen, der befriedigendes Arbeiten überall möglich macht.

Wege zum Arbeiten, das glücklich macht

Bis hierher haben wir viel über Wünsche und Probleme gesprochen. Jetzt brauchen wir Lösungen, damit befriedigendes Arbeiten überall möglich ist – auch unabhängig von Corona. Wir haben euch eine Checkliste erstellt, mit der sich Hybrides Arbeiten in Eurem Unternehmen etablieren lässt.

 

  • Eine Kultur und Wertekompass, die Vertrauen und Offenheit für gute Veränderungen ermöglichen
  • Ein gutes Changemanagement: Macht transparent, wo ihr mit Euren Unternehmen hinwollt und warum ihr die Veränderung anstößt
  • Einen digitalen Arbeitsplatz, der an allen Orten gleich gut funktioniert
  • Aus der Kultur abgeleitete Regeln der Zusammenarbeit
  • Ein Führungskräfteprogramm, um Werte im Alltag vorzuleben
  • Klare Definition von Rollen und Zuständigkeiten
    Vielleicht nochmal ein bisschen Change 😀
  • Neu gedachte Büros: Schafft Arbeitsumgebungen, die die Bedürfnisse Eurer MitarbeiterInnen matchen und die positiv besetzt sind, Lust machen, dort sinnvoll zu arbeiten, statt Zeit abzusitzen

Der Kern der Lösung: Persistenz

Persistenz bedeutet in der Chemie, die Beständigkeit von Verbindungen gegenüber Abbau. In der Arbeitswelt bedeutet das: Alle Mitarbeitenden können überall gleich gut arbeiten. Sie werden somit keinen „Abbau“ zulassen. Denn Sie tun, was sie mögen, an Orten, die sie mögen in Prozessen, die sie mögen und sie haben verstanden, welchen Mehrwert es für sie hat, bei Euch zu arbeiten.

Es könnte so einfach sein… In den nächsten Blogbeiträgen gehen wir auf die einzelnen Elemente der Checkliste ein, um Persistenz in Euren Unternehmen zu etablieren.